KI Chance in der Steuerberatung – mein Bericht aus London

London calling! Ich war kürzlich auf einer der spannendsten Messen, die unsere Branche aktuell zu bieten hat – der Digital Accountancy Show in London. Und ich sag’s Dir gleich: Das war keine Kaffeefahrt mit Brexit-Sightseeing, sondern ein Blick in die Zukunft. Die Themen? Künstliche Intelligenz, Automatisierung und was das alles für uns als Mitarbeitende in Steuerkanzleien bedeutet. Hier kommt mein ganz persönlicher Messebericht – aus Sicht einer Steuerfachangestellten, die sich gefragt hat: Bin ich bald überflüssig? Die Antwort vorneweg: Nein. Aber es wird anders. Und es wird spannend.

KI Chance – wenn die Technik uns nicht ersetzt, sondern entlastet

Gleich zu Beginn einer Keynote sagte eine Speakerin einen Satz, der mich richtig getroffen hat:
„Die KI ersetzt nicht den Menschen – sondern den Menschen, der KI nicht einsetzt.“

Wir in der Kanzlei wissen: Die Arbeit ist nicht weniger geworden. Rückfragen, fehlende Belege, unklare Kategorisierungen – das alles kostet Zeit und Nerven. Was wäre, wenn das jemand für uns erledigt? Jemand, der nicht müde wird, nicht vergisst und keine schlechte Laune hat? Genau das ist die KI Chance.

Was KI heute schon kann – ein paar Aha-Momente aus London

Ich war ja ehrlich gesagt ein bisschen skeptisch. Aber ich habe in London Tools gesehen, die mir die Sprache verschlagen haben:

Jack – die KI für Buchhaltung

Jack ist ein KI-System, das speziell auf Buchhaltung trainiert ist. Und zwar mandantenspezifisch. Für jeden Mandanten ein eigener Jack, der 24/7 dazulernt. Das ist keine Theorie – das läuft bereits in britischen Kanzleien. Unsere Chefin meinte nach dem Vortrag: „Das ist der Schritt von Excel zu Iron Man.“ Ich finde: Das beschreibt die KI Chance ziemlich gut.
KI Chance in Deutschland? Noch nicht genauso aber die ersten machen sich auf den Weg. Ihr arbeitet ja wahrscheinlich mit dem Automatisierung Service von Datev oder Addison oder anderen Programmen. Unabhängige Anbieter wie Tess  oder Rose von Emma gehen in die gleiche Richtung.

SmarterPay – Goodbye Zahlungschaos

Eine App für Mandanten, die den kompletten Zahlungsverkehr erledigt und mit uns rückgekoppelt ist. Rechnung bezahlt? Wird automatisch verbucht. Rückfrage erledigt, bevor sie überhaupt bei uns ankommt. Ich dachte zuerst: Utopie. Nach der Demo: Warum machen wir das nicht längst? Ein Traum: Alle Banken und Kreditkarten, Paypal und Co in einer App – e i n e Schnittstelle zu uns. Nie wieder einen Antrag auf Datenübertragung an die Banken.
KI Chance in Deutschland: Leider nicht wirklich.

The.GAP – der digitale Drahtzieher

Ein Tool für die Beratung des Mandanten, das Projektfortschritte sichtbar macht, Berichte automatisch erstellt und die Datenflüsse zwischen Mandant und Kanzlei sortiert. Besonders hilfreich: integrierte Checklisten für beide Seiten. Das bringt Struktur – und spart uns die x-te Erinnerungsmail.
KI Chance in Deutschland – nicht mal ansatzweise wie mir meine Chefin versichert hat.

KI in der Steuerberatung – was das für uns Mitarbeitende bedeutet

Ich hatte schon ein bisschen Angst, dass ich nach der Messe in Panik verfallen würde. Stattdessen war ich inspiriert. Warum?

Weil die KI nicht das wegnimmt, was ich liebe – sondern das, was mich nervt:

  • ewiges Belege-Nachfordern
  • dieselben Rückfragen beantworten
  • stupide Kontierungen checken

Aber: Dafür braucht es uns mehr denn je – als SteuerversteherInnen, als Kommunikationsprofis, als Coach für unsere Mandanten. Eine KI kann keine Beziehung führen. Und genau da liegt unsere neue Rolle.

KI Chance – nicht ohne Lernen

Wir sind es ja schon gewohnt immer wieder mal „umzulernen“ – meine Kollegin Sabine, die schon über 30 Jahre im Geschäft ist, hat er gute Beispiele parat. Zum einen natürlich fachliche Änderungen, die ja quasi gefühlt mindestens monatlich passieren. Auch in Sachen EDV mussten wir immer mal wieder um lernen: Vom Telefon zum Fax . Vom Fax zur Mail. Von der Mail zum Chat und zum Mandantenportal. Und dann hat sie mir noch etwas von einem amerikanischen Journal erzählt. Hab ich ehrlich gesagt nicht wirklich verstanden.

Kompetenzstufen für KI – und wo Du stehst

H3: Kompetenzstufen für KI – und wo Du stehst

Die Speakerinnen in London haben ein geniales Modell vorgestellt, das ich sofort an unsere Kanzlei weitergegeben habe:

  • Stufe 1: Basiswissen – Du weißt, was KI kann und wo sie bei Euch schon eingesetzt wird.
  • Stufe 2: Fortgeschritten – Du nutzt KI dort, wo es erlaubt ist und kennst die Tools.
  • Stufe 3: Profi – Du probierst Neues aus, gibst Feedback und hilfst anderen beim Einstieg.

Ich würde mich aktuell auf Stufe 2 einordnen – mit dem Ziel, Stufe 3 zu erreichen. Mein Chef hat übrigens gleich angeboten, dass wir kleine Pilotprojekte mit freiwilligen „Testteams“ machen können. So lernen wir ohne Risiko.

Der Innovationshub – warum wir nicht mehr nur „in“, sondern „an“ der Kanzlei arbeiten

Einer der inspirierendsten Sätze in London war: „Innovation darf kein Projekt sein – sie muss ein Teil der DNA werden.“

Deshalb wurde das Konzept des „Innovationshub“ vorgestellt. Die Idee: Ein kleines Team in der Kanzlei testet neue Tools und Prozesse, bevor sie im gesamten Team eingeführt werden. Ich hab mich gleich freiwillig gemeldet. Warum?

  • Ich kann mitreden, statt nur zu reagieren.
  • Ich verstehe besser, was wie funktioniert.
  • Ich kann Kolleginnen helfen, die noch unsicher sind.

Und – kleiner Bonus: Wer aktiv im Innovationshub mitarbeitet, bekommt bei uns jetzt Projektprämien. Die Idee haben unsere Chefs direkt von der Messe mitgenommen (und wir Mitarbeitenden lieben sie 😍).

Dabei befolgen wir einen Tipp aus London, den wir ganz besonders gut finden: wir haben den Automatisationsservice der Datev eingeführt. Die ersten drei Monate nach der Umstellung durften wir jeden Buchungsvorschlag dieser Lösung kontrollieren. Auch die, bei der die Ampellogik auf Grün stand. So konnten wir in Ruhe schauen, ob die Vorschläge wirklich gut sind. Und wir haben tatsächlich in diesen drei Monaten schon gemerkt, dass die Vorschläge besser wurden.
Du fragst Dich gerade, wie dass noch in Deinen knappen Zeitplan passen soll? In meinem Blogbeitrag:

Zu viel Arbeit – zu wenig Zeit ? Von der permanenten Überlastung zur realistischen Auslastung bekommst Du Tipps für die bessere Nutzung Deiner Kapazitäten.

Smartee mit Idee

Das ist für mich auch eine ganz wichtige Erkenntnis: Es geht nicht darum, der KI blind zu vertrauen, es geht aber darum mit ihr vertrauensvoll zusammen zu arbeiten

Was bedeutet das für die Ausbildung in der Kanzlei?

Gerade bei unseren Azubis und Berufseinsteigern stellt sich die Frage: Was sollen sie überhaupt noch lernen?

Die Antwort aus London: Alles – plus Technikverständnis. Oder in anderen Worten: Onboarding ist nicht nur für neue Kollegen mach mal da, sondern auch für neue Themen. Deswegen machen wir ab jetzt regelmäßige „Tech-Häppchen“ – kurze 30-Minuten-Workshops zu einem KI-Tool, einer neuen App oder einem Update in unserer Software.

Mein Favorit bisher: Ein Crashkurs in Prompt Engineering – also wie ich KI so anspreche, dass sie mir auch wirklich hilft. Das war ein Augenöffner.

KI Chance: Generation Y Plus trifft Generation X Minus – und beide sind wichtig

Das klingt erst mal schräg, war aber einer der besten Impulse der Messe: Wir brauchen alle Generationen in der Kanzlei – auch und gerade bei dem Thema  KI. Die einen bringen Drive und Offenheit mit, die anderen Erfahrung und Systemverständnis. Sie sind mit ihrem fachlichen Wissen und ihrer Mandantenerfahrung oft der Kontextgeber für gute Prompts an die KI. Die ganz jungen lächeln schon fast über die KI Chance – für sie ist die KI längst „normal“.

Unser Fahrplan in der Kanzlei – so nutzen wir die KI Chance

Zurück in der Kanzlei haben wir ein kleines Projektteam gegründet. Ziel: Die Erkenntnisse aus London umsetzen – Schritt für Schritt.

Stufenmodell zur KI-Nutzung

  1. Stufe 1: Basis – Jeder im Team bekommt eine Schulung: Was ist KI, was kann sie (noch) nicht?
  2. Stufe 2: Praxis – Wir testen gemeinsam einfache Tools, z. B. Text-KI für E-Mails.
  3. Stufe 3: Projekte – Wer Lust hat, wird Teil eines Innovationshubs – mit echter Projektprämie.

Quick-Wins aus der Praxis

  • ChatGPT schreibt bei uns jetzt Entwürfe für Erinnerungsschreiben – spart Zeit.
  • Mandant*innen erhalten strukturierte Checklisten – wenn auch noch nicht „automatisch“ – weniger Rückfragen.
  • KI unterstützt uns auch bei den Plausibilitätsprüfungen. Sie findet zum Beispiel in den Primanoten eines Mandanten alle USt-ID Nummern, die nicht mit DE anfangen. So wissen wir, welche Ausgangsrechnungen des Mandanten wir uns trotz Ra-Buch Schnittstelle, sicherheitshalber doch mal anschauen sollten. Geht im Moment nur über ein PDF im MS Copilot, aber man (wir) darf ja hoffen.

Mein Fazit: Die KI Chance ist real – wenn wir sie ergreifen

Ich habe vor der Messe gezögert, ob sich der Aufwand lohnt. Heute sage ich: Es war ein Wendepunkt. Nicht, weil jetzt alles anders ist. Sondern, weil ich begriffen habe, was möglich ist.

Wir haben es in der Hand:

  • Ob wir KI als Bedrohung sehen – oder als Chance.
  • Ob wir warten – oder starten.
  • Ob wir jammern – oder gestalten.

Dein nächster Schritt – 5 Ideen für den Kanzlei-Alltag

  1. Teste eine Text-KI: Für Formulierungen, E-Mails oder Protokolle – das spart Zeit.
  2. Sprich über KI im Team: Wer hat schon Erfahrung, wer will was ausprobieren?
  3. Schlage ein KI-Pilotprojekt vor: Z. B. für Buchungen, Reisekosten oder Mandantenfragen.
  4. Hol Dir Feedback vom Mandanten: Was wünschen sie sich digital?
  5. Fang einfach an: Mit einem kleinen Tool, einem Testmandanten, einer Checkliste.

Schlusswort – wir bleiben Menschen, nicht Maschinen

So beeindruckend KI auch ist: Am Ende sind wir es, die entscheiden, wie sie eingesetzt wird. Unsere Empathie, unser Urteilsvermögen, unser Humor – das kann keine KI ersetzen. Und das ist auch gut so.

Die KI Chance liegt darin, wieder mehr Zeit für genau das zu haben.

Du willst mit Deinen Kollegen sofort loslegen?

Dann frag doch mal Deine(n) ChefIn, ob Ihr gemeinsam in Angelas KI Küche kommt. In 5 Webinaren gibt sie nicht nur einen Überblick über Tools und deren Anwendungsmöglichkeiten. Ihr könnt auch parallel gleich praktisch mitmachen und Eure Fragen los werden.
Informationen und Anmeldung findest Du hier.

Bildquellen

Eure Smartee

smartee superhero Spielregeln der Zusammenarbeit
Hol Dir die smarten Tipps

Einmal im Monat bekommst Du unseren Newsletter mit den neuesten Tipps, wie Du Deinen Kanzleialltag einfacher gestalten kannst.

Wir gehen vertrauensvoll mit Deinen persönlichen Daten um. Du kannst dich jederzeit über einen Link von diesem Newsletter abmelden. Mehr dazu liest du in unserer Datenschutzerklärung.

Contact to Listing Owner

Captcha Code